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nadines

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Ich lese gerade

Die Auslese - Nur die Besten überleben
Joelle Charbonneau
Tante Julia und der Kunstschreiber - Mario Vargas Llosa, Heidrun Adler Das Leben des 18-jährigen Mario, Jura-Student und Nachrichten-Redakteur in einem kleinen Radiosender, wird durcheinander gewirbelt, als 2 Personen unabhängig voneinander in sein Leben treten. Zum einen seine (angeheiratete) Tante Julia, in die er sich verliebt, eine frisch geschiedene Bolivianerin, die nach Lima kommt, um sich einen neuen Ehemann zu suchen. Zum anderen wird ein neuer Autor, Pedro Camacho, eingestellt, der Radio-Fortsetzungs-Romane schreiben soll.

Erzählerische Kapitel rund um Mario, seine Arbeit im Radiosender und seine sich entwickelnde Beziehung zu Julia wechseln sich mit Kurzgeschichten ab, die die Radioerzählungen aus der Feder von Camacho darstellen. Der wie besessen schreibende Autor wird zunehmend verrückter und es schleichen sich zunächst kleine Fehler in seine Geschichten ein, schließlich transportiert er die Helden aus bestimmten Geschichten in völlig andere Hörspiele was die Zuhörer mehr und mehr verwirrt.

Vargas Llosa schreibt locker und humorvoll, aber auf durchgehend hohem Niveau. Die Hörspiel-Kapitel enden mit recht reißerischen Fragen, um das weitere Schicksal der Helden, die den Leser des Romans zunächst recht unbefriedigt zurück lassen. Oft tauchen sie aber später noch einmal auf, zur Überraschung des Lesers, und wohl ebenso zur Verwirrung der Zuhörer allerdings mit leicht veränderten Berufen, zum Schluß hin lässt Vargas Llosa Camacho seine Figuren völlig durcheinander geraten, die teilweise dramatischen Schlußmomente der Hörspiele werden immer intensiver und apokalytischer, je näher Camacho dem Wahnsinn kommt.

Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa beschreibt in diesem semi-biografischen Roman eine Phase aus seiner Jugend, die sich wohl so ähnlich zugetragen haben muss. Er hat tatsächlich mit 19 seine Tante Julia geheiratet. Er schafft es wunderbar, die Hörspiel-Kapitel mit den erzählerischen Kapiteln aus seinem Leben zu verbinden, sich immer wieder auf dei Hörspiele bezieht, bzw. Ansichten, die Camacho äußert, in kleine Seitenhiebe ( zum Beispiel gegen die von ihm verabscheuten Argentinier) umzuwandeln, die er in seine Hörspiele einbaut.

Vargas Llosa hat mich mit diesem Roman aus dem Jahr 1977 sehr gut unterhalten. Ein wirklich lesenswertes Buch, das mit leichter Feder das Leben in Lima und eine sich entwickelnde Liebesbeziehung, gegen den Widerstand der Familie zeichnet. Die eingestreuten Kurzgeschichten waren ebenfalls immer unterhaltsam, vor allem, wenn sie durcheinander geraten und man den Autor hinter den Figuren langsam in den Wahnsinn abdriften sieht.